Sinfonisches Blasorchester Bern
Music for Prague, 1968
Karel Husa (1921 – 2016)
1. Introduction and Fanfare
2. Aria
3. Interlude
4. Toccata and Chorale
Sinfonie Nr. 3, Sinfonie der Freiheit
Thomas Doss (*1966)
1. Aufruf zum Frieden
2. Träume des Friedens
3. Freiheit über alles
«Es ist keine so schöne Musik, wie man sie immer hören möchte. Aber wir können nicht immer Blumen malen, wir können nicht immer in Poesie über schöne Wolken sprechen, manchmal möchten wir den Kampf für die Freiheit ausdrücken.»
Karel Husa (1921-2016)
Als Husa im August 1968 im Radio von der Invasion seiner Heimatstadt Prag hörte, wusste er nur auf seine Weise auf diesen Schock zu antworten: In nur sechs Wochen komponierte er «Music for Prague 1968», eine Orchestersuite in vier Sätzen für Blasinstrumente und Schlagwerk. Husa griff dabei zunächst auf ein Hussiten-Kriegslied aus dem 15. Jahrhundert zurück, in dem die Krieger für Gott und sein Gesetz besungen werden und das sinnbildlich für den Widerstand und die Hoffnung steht, die schwere Zeiten überwinden lassen. Ein zweites musikalisches Motiv sind Glockenklänge, wie sie in Prag – der Stadt der hundert Türme – allgegenwärtig sind, sei es als mahnende Boten für Gefahren oder Zeichen des Trosts. Das Werk hat trotz seines Alters nichts an Aktualität eingebüsst, was wohl auch darauf zurückzuführen ist, dass Husa verschiedene Techniken des Komponierens und Orchestrierens eingesetzt und neue Klänge erforscht hat, wie das beispielsweise im Zwischenspiel der Schlagzeuggruppe zu hören ist und im vorangesetzten Zitat angekündigt wird.
Thomas Doss seinerseits beruft sich auf Artikel 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte: «Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.» In jedem der drei Sätze seiner «Symphony of Freedom» von 2021, betrachtet der Komponist das universale Thema Freiheit aus einem anderen Blickwinkel: Im ersten Satz, «Schrei nach Freiheit“, bringt er seine Bewunderung für den Dalai Lama zum Ausdruck. Als Bildvorlage für den zweiten Satz, «Traum der Freiheit», diente das Foto des verstorbenen dreijährigen Flüchtlingsjungen Ailan Kurdi am Strand von Bodrum. Das Finale, «Freiheit über alles», zitiert Bruckner und bezieht sich auf die Musik Ludwig van Beethovens. Dieser Satz gibt ein Bekenntnis zum Leben ab und drückt den Glauben und die Hoffnung auf eine bessere Welt aus.
«Music for Prague 1968» von Karel Husa und Thomas Doss’ 3. Sinfonie könnten verwandter nicht sein und auch nicht unterschiedlicher: Obschon beide Werke in einem Abstand von rund 50 Jahren geschrieben wurden, liegt ihnen eine ähnliche Frage zugrunde. Und beide beantworten die Frage auf inhaltlich ähnliche Weise, jeder aber in seiner Tonsprache, die gegensätzlicher nicht sein könnte. Kann man Krieg gewinnen? Der Krieg gebiert letztlich nur Verlierer, einzig der Frieden und die Freiheit bringen Gewinn – und zwar für alle.
Über das Orchester
Das Sinfonische Blasorchester Bern (SIBO) ist eine Formation der höchsten Konzertklasse, die 1979 von ihrem musikalischen Leiter Rolf Schumacher gegründet worden ist. Es besteht aus rund 60 sehr guten Amateur- und Berufsmusikern aus der Region Bern und konnte sich in der über 40-jährigen Vereinsgeschichte viel Anerkennung auf nationaler und internationaler Ebene erarbeiten. Ziel des Orchesters ist die Pflege eines anspruchsvollen konzertanten Repertoires, insbesondere die Aufführung zeitgenössischer Kompositionen.
2019 feierte das SIBO mit einem vielbeachteten Jubiläumskonzert im Kulturcasino Bern seinen 40. Geburtstag. Als weitere Höhepunkte der letzten Jahre können Galakonzerte in Innsbruck (2012), am 11. Jungfrau Music Festival in Bern (2013) oder in Debrecen, Ungarn (2014) erwähnt werden wie die Teilnahme am World Music Contest 2017 in Kerkrade (NL), bei dem das SIBO in der höchsten Kategorie „Concert Division“ ein ausgezeichnetes Resultat erzielte. An der WASBE-Konferenz in Prag hat das SIBO unter anderem eine Auftragskomposition des Schweizer Komponisten Stephan Hodel mit dem Trompeter Giuliano Sommerhalder zur Welturaufführung gebracht.